Unerschrocken und fragend nähert sich Andrea Sawatzki in ihrem autofiktionalen Roman „Brunnenstraße“, erschienen bei Piper, ihrer eigenen Kindheit. Es ist keine Kindheit wie jede andere, die Andrea Sawatzki in diesem Buch wie in einem Kurzfilm einfängt.
1971 wird der Journalist Günther Sawatzki von seiner Stelle in London abgezogen und geht zu seiner Familie nach Deutschland zurück. Aber er will sein altes Leben aufgeben und mit seiner Geliebten zusammen sein, mit der er eine Tochter hat: Andrea. Doch bald stellt sich heraus, dass dieser weltläufige und gebildete Mann schwer krank ist. Das Geld wird knapp, die Mutter muss wieder als Nachtschwester arbeiten, und die zehnjährige Andrea kümmert sich um den dementen Vater, der launisch, ungeduldig und jähzornig ist. Es entspinnt sich ein geheimes Leben zwischen den beiden von Nähe und Entfremdung, Liebe und Überforderung.
Andrea Sawatzki schildert die Erinnerungen an ihre Kindheit nüchtern, aber schonungslos – und genau so liest sie auch: Als berühmte und professionelle Schauspielerin, die gekonnt zwischen Kind und Erwachsenen differenziert, aber auch als autobiographisch schreibende Autorin, die sich mit ihrer schmerzhaften Vergangenheit auseinandersetzt. Erschütternd, beeindruckend, hörenswert.
Andrea Sawatzki, geboren 1963, gehört zu den bekanntesten deutschen Film- und Fernsehschauspielerinnen. Nach ihrem SPIEGEL-Bestseller „Ein allzu braves Mädchen“ erschien die turbulente Weihnachtskomödie „Tief durchatmen, die Familie kommt“. Mit „Von Erholung war nie die Rede“, „Ihr seid natürlich eingeladen“, „Andere machen das beruflich“ und „Woanders ist es auch nicht ruhiger“ veröffentlichte sie mittlerweile vier weitere Bücher um die Familie Bundschuh. Alle fünf Bände wurden mit Andrea Sawatzki, Axel Milberg und anderen für das ZDF verfilmt. Andrea Sawatzki lebt mit ihrem Mann, dem Schauspieler und Autor Christian Berkel, ihren gemeinsamen zwei Söhnen und einem Hund in Berlin.